Kann man seinen Sarg selbst bauen?

Der Verein Lebensfluss Begleitung e.V. und die Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim e.V. hatten zu einem kleinen Sektfrühstück zum Thema “Vom drüber reden stirbt man nicht” geladen.

Silke Szymura-Laux und Heike Sucky vom Verein Lebensfluss-Begleitung  sowie Traugott Arens von der Nachbarschaftshilfe begrüßten die Teilnehmenden und schon ging es mittenrein ins Thema “Bestattungsvorsorge”. Das sei ein Tabu-Thema für viele und er freue sich, dass so zahlreich Interessierte gekommen seien, eröffnete Traugott Arens die Veranstaltung und ergänzte: „Ich kann versichern, dass ihr alle wieder lebendig nach Hause kommt!“, und sieß mit den anwesenden ersteinmal mit einem Glas (auch alkoholfreien) Sekt an.

Silke Szymura-Laux, die gemeinsam mit Heike Sucky in ihrem Verein Trauerbewältigung und -begleitung anbietet, berichtete über die verschiedenen Formen der Bestattung, was es für die Hinterbliebenen bedeutet, wenn nichts geregelt ist und dass Vorsorge nicht unbedingt über eine Sterbeversicherung, sondern auch direkt über den Bestatterverband, vertreten durch regionale Bestatter Regelung treffen könne.

Ergänzend berichtete Traugott Arens aus der Praxis der Nachbarschaftshilfe, über die mittlerweile über 200 Senioren betreut würden, und wo die Betreuungskräfte auch öfters mit dem Tod und mangelnder Vorsorge in Bezug auf Angehörige konfrontiert werden.

Schnell wurden Fragen gestellt: Wie hoch sind denn die Mindestkosten für eine Beerdigung? Muss man einen Sarg haben, andere Religionsangehörige dürften ja auch im Leinentuch bestattet werden? Wie ist die Nachhaltigkeit bei Urnen? Und viele mehr…

Schnell konnte Frau Szymura-Laux alle Fragen auf Grund Ihrer Erfahrung beantworten. „Man merkt bei den Beerdigungen, dass zunehmend mehr Menschen einen Trauerredner/-rednerin wünschen. Die klassische Zeremonie durch einen Pfarrer/Pfarrerin tritt zunehmend in den Hintergrund“, so Frau Szymura-Laux.

Nach vielen Fragen und Tipps tauschten sich die Anwesenden an ihren Tischen gegenseitig aus, erörterten, wie „sie“ es machen wollten oder gaben sich gegenseitig Tipps.

Die nun aufkommenden Fragen wurden erneut erörtert und die Tipps allen vorgestellt. Einige berichteten von der Schwierigkeit mit dem Tod des Partners umzugehen und parallel alles organisieren zu müssen. „Wir bieten eine Anlaufstelle für Menschen nach lebensverändernden Erfahrungen und Krisen. Trauer und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod werfen als Themen existentielle Fragen auf, denen wir achtsam, sensibel, raumgebend und frei von dem Streben nach allgemein gültigen Antworten begegnen,“ erzählte Silke Szymura-Laux über die Arbeit des Vereins Lebensfluss-Begleitung e.V.

Traugott Arens wies auf die in Kürze erscheinende Notfallkarte der Nachbarschaftshilfe hin, bei der neben den Angaben über Gesundheit, Vorsorgevollmachte und Patientenverfügung auch Handlungsanweisungen u.a. für den Todesfall digital hinterlegt werden können, die dann auch die Nachbarschaftshilfe z.B. ausführen oder die Einhaltung der Wünsche „überwachen“ kann.

Aus den reihen der Teilnehmenden kam zum Schluss der Wunsch, einen Workshop zum Thema anzubieten, in dem die einzelnen Schritte und Dokumente gemeinsam Schritt für Schritt erarbeitet würden, denn alleine schiebe man es immer nach hinten raus – bis es zu spät sei.

Die Veranstalter nahmen diese Idee mit auf und werden gemeinsam entsprechende Workshops anbieten.

Zum Schluss zurück zur Eingangsfrage: Darf man seinen Sarg selbst bauen? Ja, man darf, muss aber einige Rahmenbedingungen beachten. Wie ein Teilnehmer berichtete, gibt es in Niedersachsen sogar Kurse, seinen Sarg selbst zu bauen….

Übrigens: wer Interesse an dem Workshop hat, kann sich jetzt schon beim Serviceteam der Nachbarschaftshilfe e.V. in Bad Nauheim unter 06032 9232-140 oder per E-Mail an serviceteam@nachbarschaftshilfe-bn.de anmelden!